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Torres del Paine

Die Überfahrt nach Chile war unkompliziert und so kam ich nach 7 Stunden Busreise auf der chilenischen Seite Argentiniens an. Mein Ziel hier war ein viertägiger Hike durch den Nationalpark Torres del Paine. Viele Leute machen den O- bzw. W-Track. Wer die Karte unten betrachtet kann die beiden Wanderungen in rot und gelb markiert finden. Das O geht 10 Tage, während das W 4 Tage geht. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man die Tracks machen kann. Am bekanntesten ist es, frühzeitig (min. sechs Monate vorher) bereits aufgebaute Zelte auf den verschiedenen Camp-Sites zu reservieren. Eine andere Variante ist es - ebenfalls frühzeitig - Zeltplätze für das eigene Zelt zu reservieren. Je nach Budget kann man sich für eine der Varianten entscheiden und sich aussuchen, ob man auf den Campingplätzen essen kauft, oder selber mitbringt. Für den O-Track wird ein Budget zwischen 1’500 und 3‘000 $ gebraucht, je nachdem, wie man es macht. Das W ist etwas günstiger mit 1‘000 bis 2‘000 $. 

 

Der quasi-W-Track

Wer meine Reiseplanung kennt weiss, dass ich nicht gerne voraus buche, da man dann in der Flexibilität massiv eingeschränkt ist. Deshalb beschloss ich meinen eigenen „quasi-W-Track“ zu machen. Ehrlicherweise bin ich nicht von alleine auf die Idee gekommen, denn zum ersten Mal hat mir Florian in Bariloche davon erzählt. Er selber hatte diesen Track gemacht und das Hauptargument dafür war: Man muss weder früh planen, noch braucht man ein hohes Budget. Die Variante ist eigentlich selbsterfunden und geht so wie der W-Track vier Tage. 

 

Voraussetzungen:

- eigenes Zelt, Schlafsack, Isomatte

 

Dauer: 

- vier Tage

 

Reservierung:

- nicht nötig. Falls sie am Eingang wegen Reservierungen fragen, einfach sagen, dass man im Camping Pehoe übernachtet, da die keine Online-Reservierungen annehmen. 

 

Budget: 

- Parkeintritt 44 $

- 2 x Fähre Pudeto - Paine Grande 60 $ (nur Bargeldzahlung!)

- Zelt, Schlafsack, Isomatte mieten 130 $

- Essen in Puerto Natales kaufen 60 $

- Busfahrten 32 $

- Campingplatz 30 $

-> All in all ca. 350 $

 

Tag 1:

Busfahrt von Puerto Natales nach Torres del Paine. Dort nimmt man die Fähre von Pudeto nach Paine Grande, mietet einen Zeltplatz und richtet sich seine Base für zwei Nächte ein. Sobald man fertig ist läuft man von Paine Grande zum Grey Gletscher und zurück. Das ist die doppelte Distanz der ersten Etappe des normalen W-Tracks, aber da man nur leichtes Gepäck dabei hat ist das gut machbar. Insgesamt sind das 24 km und ein paar hundert Höhenmeter. 

 

Tag 2:

Man läuft zum Aussichtspunkt Britanico und zurück. Das sind etwa 30 km, da es ebenfalls wieder die doppelte Strecke des normalen W-Tracks ist.

 

Tag 3: 

Man baut das Zelt ab, nimmt die Fähre am Morgen zurück nach Pudeto und läuft dort zu zwei Aussichtspunkten. Das Gepäck kann man im Café deponieren, damit man es nicht unnötig umher schleppt. Auf dem ersten Aussichtpunkt Mirador Salto Grande kann man einen Wasserfall beobachten. Der Weg ist von der Fähre vielleicht 500 Meter, also beide Wege zusammen ein guter Kilometer. Anschliessend kann man zum Mirador Condor laufen. Der ist etwas weiter entfernt, ich schätze hin und zurück ca. 10 km. Nach den Wanderungen nimmt man dann den Bus zum Campingplatz Refugio Central. Dort mietet man wieder einen Zeltplatz, richtet sich ein und verbringt die Nacht. 

 

Tag 4:

Morgens Zelt abbauen und das Gepäck in der Rezeption des Campingplatz verstauen. Dann läuft man zum Viewpoint Base del Torres und wieder zurück. Nach abgeschlossener Wanderung packt man sein Zeug und nimmt den Bus zurück nach Puerto Natales. 

 

So weit der Plan…

 

Meine Wanderung:

Meinen Plan kennt ihr ja jetzt, aber leider hat das für mich persönlich nicht ganz so hingehauen, wie ich gehofft hatte. Am Tag vor der Wanderung war mein Tag eigentlich voll mit Organisation. Ich musste Essen für vier Tage besorgen, Zelt, Schlafsack und Isomatte mieten und das Essen auch noch vorkochen, da ich keinen Gaskocher mitnehmen wollte. Also besorgte ich mir ausreichend Snacks (Wasser kann man vor Ort auffüllen) und kochte mir Nudeln mit Tomatensosse und Pesto für die nächsten Tage vor. Das war leider nicht so einfach, denn der Herd im Hostel brachte nicht mal das Wasser zum kochen, aber anyways… Nach einiger Zeit hate ich dann auch das geschafft. Ich besorgte das Camping-Equipment und packte meine beiden Rucksäcke um. Einen liess ich im Hostel mit allem, was ich nicht brauchte. Im anderen nahm ich ausreichend Kleidung und meine Kamera mit, Das Essen transportierte ich in einer grossen Tüte, denn ich wusste ja, dass ich es zum grössten Teil tagsüber im Camp lassen würde. Man muss einfach aufpassen, dass das essen gut verpackt und am besten luftdicht ist. Denn lässt man es draussen stehen, bedienen sich alle möglichen Tiere, die natürlich wissen, dass Wanderer immer gute Sachen haben. Und stellt man es ins Zelt, aber die Tiere können das essen riechen, dann kann es durchaus passieren, dass man mit Löchern im Zelt zurück kommt, da sich Mäuse durch gefressen haben. 

 

In meinem Hostel fand am Abend noch ein Kindergeburtstag der Hosts statt, was grundsätzlich ja kein Problem wäre, wenn Kindergeburtstage in Lateinamerika um die gleiche Zeit stattfinden würden, wie in Deutschland. Allerdings fing das ganze erst um 20 Uhr an (für ein dreijähriges Kind!!) und ging bis 1 Uhr nachts, direkt neben meinem Zimmer. Aber ich habe mich ja mittlerweile dran gewöhnt, dass man hier zum Schlafen nicht gerade seine Ruhe hat. Ich war zudem auch ziemlich nervös, denn abgesehen davon, dass ich noch nie in meinem Leben mit Zelt wandern war, war ich es schon zwei Mal nicht allein. Dazu kam dann noch die Ungewissheit, ob ich überhaupt einen Zeltplatz bekommen würde.

 

Also ging mein Wecker am nächsten Morgen um 6 Uhr und ich machte mich auf den Weg zum Bus um 7 Uhr. Ich hatte am Vortag übrigens versucht mir ein Ticket für den Nationalpark zu kaufen, aber da meine Debitkarte nicht akzeptiert wurde, dachte ich, dass ich das einfach vor Ort kaufe. Im Park angekommen sollte man dann das Check-In machen, was natürlich ohne Ticket nicht ging. Ich erklärte dem Ranger, dass meine Karte nicht akzeptiert würde und zeigte ihm den Screenshot. Er meinte dann nur, dass ich es ja scheinbar versucht habe und dass sie hier keine Kartenlesegeräte hätten. Deshalb könne ich einfach ohne Eintritt in den Park gehen. So weit so gut, also ab zurück in den Bus und auf zur Fähre. Schon der Weg zur Fähre war wirklich atemberaubend schön. Die markanten Gipfel des Nationalparks sah man direkt aus dem Bus schon und der präsente Berg Torre Grande hat mich stark an die Herr-der-Ringe-Szene auf dem Bergpfad im Schnee erinnert! Die nächste Fähre fuhr 45 Minuten nach meiner Ankunft am Hafen und ich war glücklicherweise vorne in der Schlange. Denn schnell wurde diese immer länger und am Ende durften die letzten 20 bis 30 Gäste nicht mal mit fahren und mussten nochmal 1.5 Stunden warten, bis die nächste Fähre gehen würde. Auf dem Boot wurde nur Bargeld akzeptiert, was mich etwas überraschte, aber zum Glück hatte ich genug dabei.

 

Am Campingplatz angekommen schaute ich, dass ich möglichst schnell zur Rezeption laufe und nach 15 Minuten hatte ich tatsächlich meinen Zeltplatz bekommen. Ohne Reservierung wohlgemerkt. Also habe ich das noch schnell aufgebaut und mein Zeug verstaut. Und dann habe ich einen Fehler gemacht. Nach der Tour zum Mount Fitz Roy hatte ich noch immer eine Druckstelle auf dem Knöchel und ich überlegte, dass ich die Strecke besser mit meinen Trailrunning-Schuhen (haben Profil aber sind nur Knöchelhoch) laufen würde, um den nächsten Tag, die lange Etappe, mit den richtigen Wanderschuhen gehen zu können. Ich hätte mir besser eine Ibuprofen eingeworfen und die Wanderschuhe genommen. Mit leichtem Gepäck macht ich mich auf den Weg. Ich hatte ein ziemlich gutes Tempo drauf und erreichte nach etwas mehr als zwei Stunden den Gletscher. Für die Strecke werden normalerweise 3.5 bis 4.5 Stunden angesetzt, aber ich hatte ja auch nur leichtes Gepäck. Ich genoss den Ausblick, allerdings war der Gletscher nach Perito Moreno in Calafate nicht mehr so besonders. Gerade weil das Wetter auch nicht ideal war. Der Wind war krass und hat mich ein paar Mal fast aus dem Gleichgewicht gebracht. Auch wärmetechnisch ist das ein recht krasser Unterschied, wenn einmal starker Wind weht und kurz darauf Windstille herrscht. Im Grunde verbringt man einige Zeit damit, sich während der Wanderung immer wieder eine Schicht aus- und kurz darauf wieder anzuziehen. 

 

Der Rückweg ging genau so problemlos und weil ich allein unterwegs war verbrachte ich die Zeit mit einem Hörbuch. Ich hatte schon 23.5 km von 24 km geschafft, als ich einen Moment nicht aufgepasst hatte. Und bin umgeknickt. Der Schmerz war sofort da und ich konnte nicht anders als mich hinzusetzen. Da es nicht das erste Mal war, dass das passiert ist, war mir sofort klar, dass das mal wieder die Bänder sind. Glücklicherweise ist mir das ganze auf den letzten 500 Metern und nicht in der Mitte des Weges passiert. Nach 10 Minuten war der Schmerz einigermassen erträglich und ich bin zurück zum Camp gehumpelt. Es war mir sofort klar, dass mein Wanderausflug damit nach dem ersten Tag zu Ende ist. Frustriert schleppte ich mich auf eine Bank neben meinem Zelt und zwei andere Wanderer aus dem Nachbarzelt sahen mir an, dass etwas nicht stimmt. Sie fragten, ob alles ok ist und nachdem ich ihnen das Geschehene erzählt hatte, waren sie super unterstützend, haben den Fuss verbunden, mir Wasser geholt und mir beim Weg zur Kantine geholfen. Ich ass mit ihnen zu Abend und nahm noch eine Ibuprofen, damit ich einigermassen schlafen konnte. Das hat auch tatsächlich ziemlich gut funktioniert und so habe ich am nächsten Morgen meine Sachen gepackt und mich auf den Rückweg gemacht. Mit angeschlagenem Fuss noch einen dicken Rucksack zu tragen hat die Sache auch nicht besser gemacht, aber zum Glück hat das alles ganz gut geklappt. 

 

Und so musste ich mir unterwegs noch eine Unterkunft für die nächsten Tage suchen, was sich leider nicht als einfach herausgestellt hat. Denn Puerto Natales ist recht klein und daher sind Unterkünfte meistens fast ausgebucht. Zum Glück hatte ich in Calafate eine Einheimische aus Natales kennen gelernt, die mir erzählte, dass sie eine Unterkunft hatte. Und so habe ich sie angeschrieben und glücklicherweise war die Unterkunft frei. Genug zu essen hatte ih ja noch, also habe ich meine letzten Tage hauptsächlich im Bett verbracht. Besonders ärgerlich war, dass das Wetter im Nationalpark wirklich perfekt war, während ich meine Wanderung gemacht hätte. Da gehört wirklich viel Glück dazu und dan verbocke ich es durch diesen dämlichen und unnötigen Unfall. Aber man kann es eben im Nachhinein leider nicht ändern. Und so hatte mein Abenteuer im Nationalpark Torres del Paine leider ein schnelleres Ende, als ich es mir gewünscht hatte. 

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