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Bolivien / La Paz

Anreise

Nach dem Tauchabenteuer auf Galapagos war der nächste Stopp in La Paz, dem Regierungssitz Boliviens vorgesehen. Ich dachte immer, dass das auch die Hauptstadt wäre, allerdings ist das Sucre. Da ich Peru bereits 2014 besucht hatte, war es für diese Reise nicht angedacht, vor allem, weil langsam die Zeit knapp wird. Mir bleiben nämlich nur noch sechs Wochen, bevor ich meine Rückreise nach Zürich antrete und ich möchte unbedingt noch Patagonien besuchen, was der südlichste Teil des Kontinents ist. Da Peru ein recht langes Land ist und die Strassen hier in Südamerika nicht mit europäischem Standard vergleichbar sind, entschloss ich mich von Quito aus nach La Paz zu fliegen. Allerdings waren die Preise so utopisch (800 $), dass ich mir eine etwas längere Tortur angetan habe. Ich meine für 650 $ fliege ich von Santiago zurück in die Schweiz, da kann es ja nicht sein, dass eine Distanz von gut 1500 km mehr kostet… 

 

Also habe ich mir einen Flug von Quito über Lima nach Juliaca in Peru  gebucht, von wo aus ich mit dem Bus die Grenze zu Bolivien überqueren und nach La Paz fahren wollte. Das ganze hat mich die Hälfte vom Flug nach La Paz gekostet, aber manchmal ist der Preis das ganze Übel nicht wert. So auch dieses Mal…

 

Meine Reise begann also auf Galapagos, wo mein Flug nach Quito um 13 Uhr hätte starten sollen, damit ich meinen Anschluss um 20 Uhr nach Lima erwische. Allerdings bekam ich bereits um 7 Uhr eine Mail der Airline, dass mein Flug mit drei Stunden Verspätung starten würde. Wäre normalerweise nicht so dramatisch, allerdings hätte mir das lediglich eine Stunde gelassen für den Wechsel des nationalen auf den internationalen Flug und das am ersten Tag, nachdem in Ecuador der Krisenstatus ausgerufen wurde. Ihr habt es vielleicht mitbekommen, aber dort ist einer der höchsten Drogen- und Kartellbosse aus dem Gefängnis ausgebrochen und versucht mittlerweile die Regierung zu stürzen. Lange Rede kurzer Sinn, meine einzige Hoffnung meinen Flug sicher zu erreichen war früher zum Flughafen auf Galapagos zu fahren und mit der Airline zu reden, um mich auf einen früheren Flug umzubuchen. Gesagt getan und so habe ich den nächsten Bus genommen und mich auf den Weg gemacht. Tatsächlich war die Dame am Avianca-Schalter sehr nett und hat mich ohne Probleme auf den nächsten Flug umgebucht. Nachdem der Webservice von Avianca unterirdisch war, war ich also echt erleichtert. Der einzige Haken: Der Flug würde über Guayaquil fliegen, in der Hauptstadt 45 Minuten warten und von dort aus weiter nach Quito fliegen. Aber das war mir dann auch egal…

 

Also ging es los. Die Flüge haben alle problemlos geklappt und so bin ich um 16 Uhr in Quito angekommen, wo ich auf den internationalen Flug umchecken musste. Und ich kann sagen, dass es die einzig richtige Entscheidung war, den früheren Flug zu nehmen. Das Check-In meines Gepäcks und die Passkontrolle haben nämlich gute zwei Stunden gedauert, was mir mit dem anderen Flug niemals gereicht hätte! Nachdem ich am Gate sass, habe ich ein Pärchen getroffen, das mir bereits in Quito im Hostel begegnet ist. Sie haben mir dann erzählt, dass sie spontan den Flug gebucht hatten, weil sie während des Chaos in Guayaquil waren und aus erster Hand mitbekommen haben, was da alles schief gelaufen ist. Sie wurden von Militärs mit Maschinengewehren aus dem Bus gejagt, sind an brennenden Autos vorbei gelaufen und haben Militärparaden gesehen, die durch die Strassen marschiert sind. Sie hat die ganze Situation sichtlich mitgenommen und deshalb waren sie bereits, den halben Flug, den ich für 350 $ gebucht hatte für unschlagbare 600 $ pro Kopf zu buchen, um die Reise in Peru fortzusetzen. Und dann sind wir auch schon gebordet und nach zwei weiteren Stunden Flugzeit, sind wir um 22:30 Uhr in Lima gelandet.

 

Von dort würde am nächsten Morgen um 7 Uhr mein nächster Flug nach Juliaca im Süden Perus starten. Also hatte ich mir ein Hostel in Flughafennähe gebucht und bin dort 20 Minuten zu Fuss hin gelaufen. Vielleicht nicht gerade die hellste Aktion, denn mit zwei Rucksäcken bei Nacht durch dunkle Strassen einer südamerikanischen Hauptstadt zu laufen ist jetzt nicht das sicherste Unterfangen. Aber es ist ja alles gut gelaufen. Das gefährlichste auf dem Weg waren mal wieder die drecks Strassenköter, die einen von allen Seiten ankleffen!

 

Um 00:00 Uhr bin ich dann müde in mein Bett gefallen und habe fünf Stunden geschlafen, bevor ich mich wieder auf den Weg zum Flughafen machte. Das lief alles unkompliziert und um 9 Uhr war ich dann endlich nach meinem vierten Flug in 24 Stunden endlich in Juliaca. Von dort ging es dann eine gute Stunde weiter mit dem Taxi nach Puno, wo ich den Bus zur Grenze Desaguadero nehmen wollte. Allerdings hat mich der Taxifahrer 2 km entfernt von der Busstation raus geschmissen und meinte, dass er ab hier nicht weiter fährt, weil er den nächsten Kunden hat. Also lief ich mit meinen 25 kg Gepäck die Strecke ab und ging noch in einem lokalen Restaurant etwas essen. Das war super günstig, 2 $ für einen vollen Teller und einen Tee. Ich konnte nicht mal aufessen, so viel war das…

 

Danach ging es also weiter zum Terminal, wo ich auch gleich den Bus nach Desaguadero fand. Der Busfahrer meinte, dass wir so in einer Stunde los fahren, was ich mangels Alternativen eben akzeptieren musste. Aus einer Stunde wurden zwei und nach 2.5 Stunden hatte der Bus dann endlich genug Passagiere, damit der Busfahrer los fahren würde. Die Fahrt sollte ursprünglich zwei Stunden dauern, aber an der Grenze bin ich effektiv um kurz vor sieben angekommen, da auf der 120 km langen Strecke zwanzig Baustellen waren und während einer Toilettenpause der Bus meinte, dass er nicht mehr anspringen möchte. Mit warten und allem habe ich also für eine zweistündige Fahrt gute sieben Stunden gebraucht und da war ich ja erstmal an der Grenze.

 

Der Grenzübertritt war unkompliziert, aber das Drama sollte weiter gehen. Da es nach 19 Uhr war, fuhren keine Busse mehr nach La Paz und so entschloss ich mich ein Shuttle zu nehmen, das mir sagte, dass es nach La Paz Zentrum fährt. Also nahm ich den Deal an und quetschte mich zwischen eine venezuelanische Flüchtlingsfamilie auf die Rückbank des Kleinbusses. Wer diese Busse kennt weiss, dass die immer zwei Sitze links haben und einen dritten, den man runter klappen kann. Fussraum gibt es nur in der ersten Reihe, aber da hatten schon einige Bolivianerinnen ihren Monatseinkauf mit zehn Säcken Kartoffeln, Zwiebeln, etc. deponiert. Also musste ich nach hinten sitzen und da meine Beine so lang waren, dass der Sitz vor mir nicht geklappt werden konnte, durfte ich diesen Platz grade auch noch bezahlen… Ich war also keine fünf Minuten in Bolivien und wurde direkt mal wegen meiner Grösse diskriminiert. Der Preis war lächerlich niedrig, aber mir geht es da mehr ums Prinzip. Das sollte mal einer in Europa bringen!

 

Auch diese Fahrt sollte zwei Stunden gehen und viereinhalb Stunden später waren wir dann um halb zwölf in El Alto, dem Flughafendistrikt von La Paz. An dieser Stelle hat das Karma dann seinen Weg gefunden und unser Bus wurde von einem Fahrerflüchtigen seitlich gerammt. Die Reparatur darf der Fahrer gerne von den 3 $ meines zusätzlichen Sitzes zahlen… Unbeiirt vom Unfall setzten wir unsere Fahrt fort, allerdings beschloss der Fahrer fünf Minuten später (immer noch in El Alto), dass sein Service hier enden würde. Dass er mir gesagt hatte, dass er ins Zentrum fährt, stritt er natürlich ab.

 

Also suchte ich mir nochmal ein Shuttle, was mich ins Zentrum fuhr (und wieder zwei Sitzplätze für mich und mein Gepäck berechnete). Von da aus bin ich dann mitten in der Nacht durch die nächste südamerikanische Grossstadt gelaufen und ich kann euch sagen, in der höchsten Grossstadt der Welt, war es kein Zuckerschlecken mit 25 kg den Berg hoch zu laufen. Aber egal, für mich war einfach das Ziel, mein Bett, in Sicht, in das ich dann um 1 Uhr nachts erschöpft rein gefallen bin. Und jetzt könnt ihr mir sagen, ob es sich für diesen Weg gelohnt hat, die 400 $ für den Direktflug zu sparen… Ich war insgesamt 42 Stunden unterwegs, von denen ich 5 Stunden geschlafen habe und 37 Stunden in vier Flügen, drei Bussen und einem Taxi verbracht habe. Ich glaube, das war eine meiner längsten Reisen, die ich jemals gemacht habe und am nächsten tag habe ich absolut gar nichts unternommen und bin einfach im Bett liegen geblieben! 

 

Valle de la Luna

 Nachdem ich mich wieder etwas erholt hatte beschloss ich das Valle de la Luna (Mondtal) zu besuchen. Also habe ich mir ein Uber bestellt und mich auf den Weg gemacht. Bolivien ist mit Kolumbien bisher das günstigste Land auf meiner Reise und so kann man sich da auch locker alleine ein Taxi oder Uber nehmen. Zum Beispiel kostet eine 45 minütige Fahrt zwischen fünf und sieben Dollar. Mit dem Bus wäre es sogar nur ein Bruchteil davon, vermutlich so 50 Cent.

 

Beim Tal angekommen bin ich etwas durch das Tal gelaufen und ich kann euch sagen, obwohl wir auf 3’000 Metern waren, war es brutal warm. 25 Grad hat es mindestens gehabt und ich hatte Glück, keinen Sonnenbrand zu bekommen. Auf dem Weg habe ich einen Litauer kennen gelernt, dessen Namen ich leider vergessen habe, weil ich ihn noch nie vorher gehört habe. Aber ich glaube es war Mindaugas, wie der erste litauische König! Mit ihm setzte ich meine Tour durch das Tal fort, bevor wir uns ein Taxi teilten und in einem Café zu Mittag assen. Die Zeit verging wie im Flug und wir hatten gute Unterhaltungen. Aber irgendwann war es 17 Uhr und ich wollte unbedingt noch auf den Mercado de las Brujas (Hexenmarkt), bevor mein Nachtbus um 21 Uhr nach Uyuni gehen würde. Also verabschiedeten wir uns und ich machte mich auf den Weg zum Mark.

 

Mercado de las Brujas 

 Der Mercado de las Brujas besteht im Grunde aus einer kleinen Strasse, in der lauter esotherische Stände sind. Ich hatte mir ehrlich gesagt etwas mehr davon erwartet, aber es war trotzdem ganz lustig zu sehen, was die Händler dort alles anboten. Das ging von Mineralen und Salzen über Zaubertränke, Statuen und Kräuter bis hin zu getrockneten Lamakälbern oder -föten. Etwas skurril das anzuschauen, aber scheinbar ist es ein grosses Ding in Bolivien die konservierten Lamas zu opfern und zu verbrennen oder diese unter dem Haus zu vergraben als Glücksbringer. Nachdem ich all das gesehen hatte machte ich mich also auf den Rückweg zum Hostel, wo ich vor der Abreise noch mein Gepäck abholen musste. 

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