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Tatacoa Desert

Die Fahrt von Salento nach Villavieja war ein bisschen kompliziert. Das Problem war folgendes: Von Salento gab es nur einen Bus nach Neiva. Während dieser Fahrt passiert man den kleinen Ort Aipe, der durch einen Fluss von Villavieja, einem kleinen Dorf und dem nächstgelegenen Ort an der Wüste von Tatacoa, getrennt wird. Villavieja war unser Ziel und der Plan war, dass wir eine kleine Fähre über den Fluss von Aipe nach Villavieja nehmen wollten. Da die Busse in Kolumbien aber so zuverlässig sind, wie die Deutsche Bahn und die Fähre nur bis 18 Uhr fährt, sind wir leider erst um 19:30 Uhr in Aipe angekommen, obwohl wir bereits um 9:30 Uhr los gefahren waren. Wir waren also gezwungen, die Stunde länger nach Neiva zu fahren, dem nächsten Ort, an dem man den Fluss queren konnte. Also gut, dachten wir, weiter gehts. Wir kamen um 20:45 Uhr dann auch endlich in Neiva an, von wo aus es wiederum eine Stunde mit dem Taxi oder Collectivo nach Villavieja war. Die Taxis haben 25 € berechnet, in den Augen von Robin und mir in Ordnung, aber Morgan bestand darauf, dass wir eines der Collectivos nehmen. da diese nur 2.50 € pro Person berechneten. Glücklicherweise erwischten wir das letzte noch. War auch nicht so schwer, denn es hatte einen Motorschaden und konnte gar nicht erst los fahren. Die Dame, die uns versprochen hatte, dass ein Ersatzwagen kommt, wartete mit uns, und jedes Mal, wenn wir sie fragten, wann denn endlich das Auto käme, meinte sie, es wäre gleich da. Und so gingen 1.5 Stunden ins Land, bevor dann endlich das Collectivo erschien. Abgesehen davon, dass wir extrem hungrig waren, da wir nicht Abendessen konnten, weil das Collectivo ja “jeden Moment” kommen sollte, mussten wir auch noch die Tochter der Frau aufsammeln, die mit uns gewartet hatte. Ich war in dem Moment schon echt angefressen. Wer mich kennt, weiss, dass ich etwas unausstehlich werde, wenn ich hungrig bin. Nachdem uns der Fahrer dann wie ein geisteskranker nach Villavieja gefahren hatte (die Federung des Minivans hat diverse Male aufgesetzt), sind wir an unserem “Hostel” angekommen. 

 

Nach den Dezenten Temperaturen in Salento, hatte es in Villavieja selbst um 23 Uhr (13.5 Stunden nach Abfahrt) noch gute 28 °C gehabt und statt dem gebuchten Zehnerdorm bekamen wir ein Dreierzimmer, komplett lieblos und ohne Klimaanlage. Meine Stimmung war echt am Boden an diesem Punkt. In der Hoffnung, dass wir noch etwas zu essen finden, machten wir uns noch auf den Weg ins Dorf und fanden sogar einen Hotdogstand mit einer Abuela am Grill. Das Essen war geniessbar und mit etwas besserer Laune machten wir uns auf den Weg ins Bett.

 

Am nächsten Morgen trieb uns die Hitze gegen 8 Uhr aus dem Bett. Draussen hatte es bereits 35 °C und der Hunger liess sich langsam bemerkbar machen. Da die Hostelküche nur von bestimmten Gästen benutzt werden durfte (wir gehörten nicht dazu), mussten wir uns auswärts etwas suchen. Um 9 Uhr war noch das meiste geschlossen und als wir uns ins nächstbeste Restaurant setzten, bereuten wir direkt, dass wir nicht die Google-Bewertungen gecheckt hatten. Google gab dem Restaurant 2.5/5 Sternen, was in etwa der Menge an geniessbarem Essen entsprach, die wir bekamen. Die Hälfte liessen wir zurück gehen und kauften uns im nächsten Supermarkt noch ein paar Snacks. Immerhin hatte das Frühstück nur 2.50 € pro Person gekostet.

 

Für den Abend organisierten wir uns eine Tour in die Wüste, der Hauptgrund für den wir die lange Reise aufgenommen hatten. Bevor uns das Tuktuk um 15 Uhr abholen sollte, beschlossen Morgan und ich nochmal etwas essen zu gehen. Und dabei griffen wir zum zweiten Mal an diesem Tag in die S******. Die Kellnerin des ausgewählten Restaurant fragte uns nämlich, ob wir grossen Hunger hätten und ob sie uns etwas empfehlen darf. In der Regel habe ich damit immer gute Erfahrung gemacht, also akzeptierten wir ihren Vorschlag, der uns schon bei der Bestellung etwas komisch vorkam: Schafseintopf. Ich verfolge ja das Motto, probier alles aus und wenn es nicht schmeckt, dann bestell es halt nicht wieder. Und ich kann sagen, Schafseintopf bestelle ich nicht mehr. Das Gericht war (zum zweiten Mal an diesem Tag) ungeniessbar und wir mussten beide mehrfach einen Brechreiz unterdrücken, um aus Höflichkeit zumindest zwei Drittel des Gerichts zu vernichten. Auf meinem Teller war ein Stück Kiefer inkl. Zähnen zu sehen. Dazu das zu essen konnte ich mich beim besten Willen nicht überwinden! Nach dem Essen gingen wir schnell zur Kasse, bezahlten und machten uns aus dem Staub, bevor die Kellnerin sah, was wir alles übrig gelassen hatten und es als Kränkung aufnehmen konnte.

 

Zurück im Hostel weckten wir Robin auf und machten uns auf den Weg in die Wüste. die Strukturen im roten Sand waren wirklich beeindruckend und ich glaube ich konnte wirklich ein paar coole Shots aufnehmen, die ihr unten sehen könnt. Zum Ausflug in die Wüste muss ich gar nicht so viel sagen, die Bilder sprechen für sich. Wir waren quasi alleine und mussten weder Eintritt zahlen, noch uns mit anderen Leuten um Platz streiten. Ein Erlebnis nach meinem Geschmack! Nachdem wir den Sonnenuntergang angeschaut hatten, ging es noch ins Observatorium, wo wir mit dem ortsansässigen Astronomen einige Planeten, Sonnensysteme, Sterne und andere Weltallerscheinungen durch das Teleskop betrachteten. Zu Robins und Morgans Unmut hörte der Mann erst nach 2.5 Stunden auf zu reden. Für mich war es die ersten 1.5 Stunden interessant, aber immerhin verstand ich, was er erzählt hat. Die beiden anderen hingegen, sprechen ausser grundlegenden Sätzen kein Spanisch und liessen sich einfach berieseln, ohne zu verstehen, um was es ging.

 

Zurück im Dorf entschieden wir keine weiteren kulinarischen Risiken einzugehen und gingen wieder zum Hotdogstand vom Vorabend, damit wir nicht die dritte Enttäuschung an diesem Tag erlebten. Und so kam es auch, das Essen war wieder akzeptabel und wir konnten entspannt schlafen gehen. Wir hatten uns entschieden, die letzte der gebuchten Nächte sausen zu lassen und am nächsten Tag den Bus in Kolumbiens Hauptstadt Bogota zu nehmen.

 

Für mich bleibt Villavieja vor allem für die Wüste, an zweiter Stelle aber als kulinarisch miserabelster Ort auf meiner Reise - bisher - in Erinnerung. Generell zum Thema Essen: Ich kann mittlerweile definitiv nachvollziehen, warum Zentral- und Südamerika ein massives Problem mit Übergewicht haben. Quasi jedes Essen ist entweder frittiert, getränkt in Fett oder voll mit Zucker. Was grundsätzlich zu 90 % fehlt ist eine dezente Menge an Salz. Scheinbar kommt das daher, dass in Südamerika allgemein bekannt ist, dass Diabetes durch Salz verursacht wird. Deshalb bekommst du dein Essen zwar ungesalzen, aber zwei Liter Cola servieren sie dir gern dazu. In Kolumbien finde ich das Essen wesentlich besser als in Zentralamerika, aber mein Körper fühl sich permanent ungesund an, weil er hauptsächlich die einheimische Küche oder ab und zu mal einen Burger oder Pizza zu essen bekommt.  

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