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Cartagena

Der erste Tag in Kolumbien bestand eigentlich hauptsächlich damit, alle Nachrichten zu beantworten und der Welt mitzuteilen, dass man nach fünf Tagen ohne Internet noch am Leben ist. Nachdem wir in unser Hostel eingecheckt sind, haben wir uns erst mal ein kleines Café gesucht, in dem wir neben reichlich Flüssigkeit (Smoothies, Kaffee und Wasser) erstmal die verschiedenen Kanäle gecheckt haben und einige Anrufe tätigten. Ich weiss nicht, wann ich das letzte Mal auch nur einen ganzen Tag offline war, aber ich muss sagen, dass das echt mal gut getan hat! 

 

Als alles erledigt war und die wichtigsten Leute wussten, dass wir die Überfahrt wohl behütet überstanden hatten, schlenderten wir noch durch die bunte historische Altstadt von Cartagena, bevor wir uns zum Sonnenuntergang mit der Bootsgruppe im Cafe del Mar, einer Bar auf der alten Stadtmauer, trafen. Dort nahmen wir die vermutlich teuersten Getränke zu uns, die wir in Kolumbien überhaupt trinken werden (immer noch ein gutes Stück günstiger als in Europa). Bei House-Musik beobachteten wir eine Influencerin, die gute zwei Stunden neben uns versuchte, das perfekte Instagram-Selfie einzufangen, bevor sie sich beim Kellner beschwerte, dass ihr Cocktail unbedingt wegen der Lichtverhältnisse noch vor Sonnenuntergang zu servieren wäre. Dieses Hardcore geinfluence ist schon etwas lächerlich und extrem unterhaltsam zu beobachten. Auch in Panama City am Flughafen beobachteten Lena und ich einen Influencer mit fünfköpfigem Gespann, der die perfekten Flughafenbilder für seine vermeintliche Reise schiessen lassen wollte, bevor die komplette Crew inklusive Influencer ohne Flug den Flughafen wieder verliess. 

 

Nachdem die Sonne untergegangen war, trafen wir den Rest der Reisegruppe sowie die Crew in einer Pizzeria, um noch ein letztes Mal gemeinsam zu Abend zu essen. Dort stiess auch Morgan, der Australier, den ich bereits in El Salvador und Costa Rica getroffen hatte hinzu. Mit ihm und Robin verfolge ich immer noch den Plan nach Venezuela zu reisen. Ob wir das wirklich durchziehen bleibt mal noch offen. Ich habe zumindest für den vierten Januar mal Galapagos gebucht, das bedeutet entweder findet die ganze Geschichte über Weihnachten statt, oder wir lassen es komplett bleiben (was vermutlich die vernünftige Variante wäre). Das essen war in Ordnung und danach gingen wir Richtung Marktplatz, um ein paar Bier zu trinken, während einheimische “Künstler” tanzten. Mir ging es nicht so prickelnd an dem Abend, weshalb ich beschloss auf Wasser umzustellen. Letzte Station war noch ein kleiner Rooftop-Club, in dem wir es ganze 45 Minuten aushielten, bevor wir uns auf den Heimweg machten.

 

Am nächsten Tag beschlossen wir die Stadtfestung zu besichtigen und einige Besorgungen zu machen. Zufällig trafen wir vor Ort noch ein paar andere vom Boot und gemeinsam mit ihnen spazierten wir durch die alte Festung und ihre Tunnel, was sich hier entspannt anhört. Aber bei 32 °C und gefühlt 39 °C inklusive Luftfeuchtigkeit kann ich euch sagen, es läuft aus allen Poren. Zum hydrieren begaben wir uns danach in ein kleines Restaurant, wo ich direkt mal drei Getränke bestellte, um das verlorene Wasser wieder zu regenerieren. Meine nächste Sorge war das Geld abheben, denn beim letzten Versuch wurde meine Karte zwei Mal abgelehnt, da der ATM den Pin-Code nach 4 Ziffern automatisch bestätigte und ich die letzten beiden gar nicht erst eingeben konnte. Also machte ich mich vergeblich auf die Suche nach einem Automaten, der mir endlich wieder Bargeld ausgeben wollte. Vergeblich…

 

Der letzte Tag in Cartagena war komplett ereignislos, wir machten etwas Reiseplanung im Hostel, bevor wir um 19:30 Uhr den Nachtbus nach Medellín nahmen. Die Fahrt war in Ordnung, für einen Nachtbus war das Fahrzeug aber reichlich unkomfortabel und wir hatten lediglich einen Kapuzenpullover und kurze Hose dabei, was ich heute noch bereue, da ich mir eine Miese Erkältung zugezogen habe. Grundsätzlich laufen in den Bussen nämlich die Klimaanlagen immer auf 18 °C. Und so kamen wir am nächsten Morgen übermüdet und gerädert in der Heimat von Pablo Ecobar und seines Kartells an: Medellín.

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