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Tamarindo

Wieder mal viel zu lange habe ich nichts von mir hören lassen und nachdem diverse Nachfragen kamen, muss ich mir wohl wieder mal etwas Zeit nehmen um ein paar Einträge nach zu führen. In den letzten drei Wochen habe ich Costa Rica und ein kleines bisschen von Nicaragua bereist. Diesmal nicht allein, sondern mit speziellem Besuch aus Deutschland. Nach 5 langen Wochen ist nämlich Lena nach ihrem Staatsexamen endlich zu meiner Reise hinzugestossen.

 

Am 16.10. habe ich mich auf meinen Flug von San Salvador (El Salvador) nach San José (Costa Rica) begeben. In der Hauptstadt angekommen wurde ich von der Mietwagenfirma abgeholt, bei der wir für die nächsten Wochen ein Auto gemietet haben. Die haben mich dann zu ihrer Filiale 10 Minuten entfernt chauffiert, wo ich das Auto ausgehändigt bekam, ein kleiner Hyundai Venture - ohne Allrad… Ich dachte eigentlich das hatte ich bestellt - ich kenne ja schliesslich die schlechten Strassenzustände in Costa Rica - aber scheinbar war das wohl doch nicht im Paket enthalten. Egal, der Wagen war klein aber fein und sollte für unsere Zwecke schon ausreichen. Sparen wir uns eben die Flussüberquerungen…

 

 Da ich noch einige Stunden totzuschlagen hatte, bevor Lena ankam, beschloss ich noch in die City Mall zu gehen, die ich noch aus meiner Zeit vor acht Jahren kannte. Ich suchte mir etwas zu essen und war bereits überrascht von den Preisen fürs Essen in der Mall, ein Thema das uns in der Zukunft noch einige Male beschäftigen sollte. Ich bin noch etwas durch die Läden geschlendert, bevor ich im Supermarkt einige Snacks besorgte und gegen 17 Uhr Lena endlich am Flughafen abholte. Und dann ging es auch schon los, denn wir hatten noch einen 4.5-stündigen Roadtrip nach Tamarindo vor uns. 

 

Tamarindo hatte ich mir als ersten Stopp ausgesucht, da ich mich dort auskenne (dort hatte ich damals vor gut acht Jahren für neun Monate gelebt) und es ein guter Ort zur Aklimatisierung für Lena war. Da sie ausser in den USA noch nie ausserhalb von Europa war, war ein Kulturschock ja vorprogrammiert. Die Strassen waren voller Schlaglöcher und weil das in der Nacht zusammen mit unserer Übermüdung (sie Jetlag und ich vier Stunden Schlaf) ja noch nicht genug war, fing es natürlich auch noch an zu Schütten ohne gleichen. Aber gegen 22 Uhr hatten wir es dann endlich geschafft und sind endlich an unserem Ziel angekommen. Die Unterkunft war super, modern, klimatisiert und mit Pool vor der Tür. 

 

Damit Lena sich so richtig an ihre neue Umgebung gewöhnen konnte, hat bei mir erstmal die Lebensmittelvergiftung der Eiswürfel aus der Wohnung in San Salvador zugeschlagen und ich lag 5 Tage flach. Ihr hat das Gott sei dank nichts ausgemacht, denn sie hat ohnehin etwas Zeit gebraucht um anzukommen, allerdings hatte ich mir meine Rückkehr in meinen alten Wohnort echt anders vorgestellt. Da mein Körper ziemlich geschwächt war, habe ich deshalb weder surfen noch richtig essen können.

 

Erinnerungen

Als ich wieder einigermassen auf den Beinen war wollte ich unbedingt etwas durch das kleine Dorf laufen, um die alten Plätze zu sehen, an denen sich damals mein Leben abgespielt hat. Tamarindo hat sich erstaunlich wenig verändert, aber ich musste feststellen, dass meine Erinnerungen nicht mehr ganz so waren, wie ich dachte. Ich hatte auf jeden Fall den Eindruck, dass das Dorf noch grösser geworden ist und es noch mehr Touristen gab. Spanisch hat dort eigentlich keiner gesprochen, das war damals ja schon so. Es gab aber einige Orte, die sich wirklich nicht verändert hatten: Sharkys Bar steht immer noch unverändert an der Hauptstrasse und bietet Dienstagabends die berüchtigte Beerpong-Night an. Auch der Supermarkt und der Surfshop, bei denen wir damals regelrecht Stammkunden waren, gibt es immer noch und ich war überrascht, dass sich im Gegensatz zu allem anderen die Preise im Surfshop kaum verändert hatten. Unser Lieblingsort war aber nach wie vor der Food-Court, wo es verschiedene Essensstände gab, unter anderem einen Smoothie-Laden. Da mein Magen kaum etwas anderes vertrug als diese Smoothies, gab es die eben jeden Tag.

 

Preise

Trotz den ganzen Erinnerungen, die aufkamen, als ich nach so langer Zeit wieder in meiner alten „Hood“ war, gab es einige Dinge, die uns den Aufenthalt etwas kaputt gemacht haben und das sollte sich nicht nur auf Tamarindo beschränken. Zum einen wird man in Costa Rica nach wie vor wie ein Tourist behandelt und damit meine ich nicht im Sinne von man ist froh, dass es Touristen gibt, sondern im Sinne von man wird nach Strich und Faden ausgenommen. Von den Ticos - so nennen sich hier die Einheimischen - wird man quasi als wandelnder Geldbeutel wahrgenommen und das bei den sowieso schon viel zu hohen Preisen. Als Beispiel: In Nationalparks zahlen Einheimische einen Eintritt von 1 $ - 2 $ während Ausländer 15 $ - 20 $ blechen dürfen. Ich verstehe ja, dass man als „reicher“ Europäer etwas mehr zahlen soll, als die „armen“ Einheimischen. Aber das sind Teilweise 1500 % mehr, als das was der normale Bürger zahlt. Würde so ein Eintritt wenigstens einen Tag füllen, dann kann man das ja irgendwo noch akzeptieren, aber die Wanderwege in den Parks beschränken sich meist auf 2 - 3 Stunden und für die Strassen da hin, sollte man eigentlich eher Geld zurück bekommen. Aber dazu später mehr. 

 

Unabhängig von den Preisen für touristische Aktivitäten sind auch die allgemeinen Preise sehr hoch. Das messe ich meistens daran, was das Essen gehen oder Supermärkte kosten. Hier mal einige Beispiele für ungefähre Preise (touristische Aktivitäten und alltägliche Dinge) in Costa Rica:

  • Nationalparks: 15 - 20 $ pro Person
  • Tagestour Katamaran: 70 - 90 $ pro Person -> war damals 30 $ als ich dort gelebt habe
  • Kaffee (schwarz): 3 - 4 $
  • Sprit Super 95: ca. 1.40 $/l
  • Übernachtungen (mittleres Segment): 30 - 80 $ pro Nacht
  • Cola: 1.80 $
  • Mittagessen / Abendessen: 20 - 40 $ pro Person
  • Toast: 4 - 5 $ pro Packung
  • Wäsche 4 $ pro kg
  • Wildlife Sanctuaries: 30 - 60 $ pro Person

Grundsätzlich wird bei so gut wie allem Geld verlangt und auch erwartet. Preise auf den Karten sind grundsätzlich exklusive 13 % Steuern und 10 % Service ausgeschrieben und oben drauf wird noch ein Trinkgeld erwartet. Kostet ein Essen gemäss Karte also 10 $, dann kostet es einen eigentlich 12 - 13 $. Die Preise mögen zwar normal scheinen, wenn man sie mit Europa vergleicht. Nachdem ich aber in den letzten Wochen noch sechs andere Länder in Zentralamerika gesehen habe, ist costa rica wirklich ohne gleichen - ausser vielleicht Tulum und Cancun in Mexiko. Besondere Aufschläge gibt es vor allem bei Dingen, auf die die Einheimischen nicht extern angewiesen sind: Wäsche waschen, auswärts Essen, westliche Nahrungsmittel, Unterkünfte oder Mietgegenstände.

 

Das sind alles Punkte, die das Reisen hier in Costa Rica wirklich etwas vermiesen, denn eigentlich ist das Land durch seine atemberaubende Natur und das Wildlife wirklich wunderschön. Der Tourismus macht es allerdings wirklich schwer, das Reisen zu geniessen, denn jedes mal wenn man sich schon damit angefreundet hat, etwas mehr zu zahlen, wird die Annahme noch um ein Vielfaches Übertroffen. 

 

Genug für diesen Eintrag und Tamarindo. Kurz zusammengefasst: Es kamen einige Erinnerungen hoch, aber ohne die Leute von damals ist das Dorf nicht das selbe und die horrenden Preise machen den Aufenthalt einfach unentspannt… 


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