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Valladolid

Heute Morgen habe ich meinen - wirklich zu lange andauernden - Aufenthalt in Tulum endlich hinter mir gelassen und am Mittag einen Bus nach Valladolid genommen. Nachdem ich am Busbahnhof Zeuge wurde, wie bei einer Polizeikontrolle der Spürhund bei einem Einheimischen angeschlagen hat, woraufhin dieser mitgenommen wurde, wurde ich in einem Kleinbus ca. 1.5 Stunden lang ins Herz von Yucatán chauffiert.

 

Valladolid ist eine kleine Stadt mit ca. 40’000 Einwohnern und vielen bunten Häusern, die mich von der Bauart etwas an Cinque Terre erinnert haben. Als Schlafplatz habe ich mich für das “Spanglish Hostel” entschieden, was zwar super basic ist, aber gute Bewertungen hatte und auf den Fotos einen coolen Vibe ausgestrahlt hat. Als ich dort ankam, wurde ich herzlich von der Betreiberin, einer jungen Holländerin im sechsten Monat ihrer Schwangerschaft in Empfang genommen. Im Vergleich zu den letzten beiden Hosteln habe ich mich hier direkt willkommen und gut aufgenommen gefühlt. Anstatt mir nur mein Bett zu zeigen, wie es zuvor der Fall war, wurde ich auch direkt informiert, was Valladolid alles zu bieten hat und wo ich was finde. Das ist zwar nicht viel, da die Hauptattraktionen, der Marktplatz, die Strasse mit den bunten Häusern und das alte Kloster, der kleinen Stadt innerhalb einer Stunde abgelaufen waren. Aber nach den touristischen Vortagen, war mir die lokale Kleinstadt genau recht. um wieder auf andere Gedanken zu kommen. 

 

Als ich in meinen Raum, den ich mir mit 5 anderen teile, gebracht wurde, habe ich bereits direkt einen Kanadier getroffen, mit dem ich mich anschliessend auch nett unterhalten habe. Als der Hunger endlich durchdrang entschloss ich mich ein heimisches Restaurant aufzusuchen, während der Kanadier sich im Hostel etwas kochte. Sehr weit habe ich es nicht geschafft, denn direkt im Gebäude neben dem Hostel, gab es einige mexikanische Gerichte, die vielversprechend aussahen. Da mir das Restaurant auch von einer Uruguaierin (kein Plan, ob man das so sagt) empfohlen wurde, entschied ich kurzerhand, dort einzukehren. Das Gericht, das ich bestellt habe war wirklich ganz lecker und bestand im Grunde aus Pfannkuchenähnlichen Rollen, die mit Rührei gefüllt waren und in einer Sosse getränkt waren. Nebenbei lief laute Reggaeton-Musik, zu der ab und zu einige Leute getanzt haben. Die Musik in den Restaurants ist auf jeden Fall immer super laut und läuft bis spät in die Nacht. Das ganze Abendessen hat mich 6 € gekostet. Hier sind die Preise also wieder normal und in Ordnung. 

 

Zurück im Hostel habe ich mich in den Garten gesetzt und mit der Hostelbesitzerin gequatscht, während ihr 3-jähriger Sohn Oscar neben uns versucht hat den Springbrunnen mit Steinen zu verstopfen und immer wieder Bestätigung gesucht hat, wie toll er das macht. Sie lebt nun schon seit fünf Jahren in Valladolid und ist im Grunde nach dem Reisen dort stecken geblieben, nachdem sie ihren argentinischen Mann kennen gelernt hat. Zusammen betreiben sie nun das Hostel und überlegen, wie die Zukunft aussieht, auch unter dem Aspekt Bildung ihrer Kinder. Scheinbar ist das Schulsystem nämlich nicht das beste und die zur Verfügung stehende Bildung in Valladolid lässt zu wünschen übrig. Als ich sie fragte, ob sie sich langfristig in der Kleinstadt sieht, wusste sie auch nicht so wirklich, was ihre Antwort darauf ist. Sie hat mir erklärt, dass sie eigentlich auch gern in Playa del Carmen oder Tulum ein Hostel betreiben würde, allerdings würde da ein grosses Gegenargument im Raum stehen. Und zwar (das habe ich nicht gegengecheckt, sondern einfach mal ihre Aussage übernommen!) müssen scheinbar die Hotel und Restaurantbesitzer in Cancun Schutzgeld an die “Narcos” zahlen, damit diese ihre Institutionen nicht niederbrennen. Keine Ahnung, ob das stimmt, da muss ich mich in den nächsten Tagen nochmal zu informieren. 

 

Als sie sich zum Essen verabschiedete wollte ich eigentlich ins Bett gehen, doch plötzlich waren 3 weitere Neuankömmlinge im Zimmer, mit denen ich ebenfalls den Raum teilte. Sam, ein Saudiaraber und Sascha und Elias, ein schweiz-französisches Pärchen. Da alle drei super nett sind, habe ich mich noch ganze 90 Minuten unterhalten und mich mit ihnen für morgen verabredet, um zu Chíchen Itzá, den Mayapyramiden zu gehen. Dazu morgen mehr! Fürs erste bin ich froh hier zu sein und nicht mehr im Touristenmoloch von Tulum.

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