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El Grito

Auch an meinem zweiten Tag habe ich im Hostel hier in Tulum niemanden kennen gelernt und meine Gespräche haben sich auf die Interaktionen mit Kellnern oder dem Hostel Staff beschränkt, die sich ja nicht vermeiden lassen. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass ich noch keinen meiner Roommates getroffen habe, die scheinbar nicht existent sind. Im Dormraum ist es nämlich immer am einfachsten Anschluss zu finden, vorausgesetzt es gibt Leute, die da sind.

 

Fahrrad

 

Weil ich nicht nochmal einen gesamten Tag in der Hängematte verbringen wollte habe ich mir kurzerhand ein Fahrrad geliehen und mich auf Erkundungstour begeben. Auch hier hat mir Tulum wieder mal gezeigt, dass man den Touris die Pesos aus den Taschen zieht, wo es nur geht. Mal abgesehen davon, dass das Fahrrad einen Sattel hatte, der mir viel zu niedrig war, verlor ich bereits nach den ersten 500 m das erste Mal die Kette. Wenn man bedenkt, dass das Fahrrad für einen Tag unschlagbare 10 $ kostet und hier auch nicht verhandelt wird, ist das schon etwas frech. Trotzdem landet es nur auf Platz 2 der schlechtesten Fahrräder, die ich jemals gefahren bin. Auf Platz 1 befindet sich nämlich ebenfalls ein Leihfahrzeug in Portugal, das neben dem plötzlichen Ausfallen der Gangschaltung (was bei einem Mountainbike ungünstig ist) auch irgendwann beim Downhill fahren auch noch das rechte Pedal verloren hat. Im Nachhinein ziemlich fahrlässig das Fahrrad so zu vermieten…

 

Nun gut, zurück zum roten Faden. Trotz aller technischen Probleme habe ich es letztendlich zum Strand geschafft. Das Problem war nur, dass sich der Strand auf ca. 50 m beschränkt hat, da die restlichen 4 km Promenade zugebaut waren mit Hotels, die jeglichen Zugang zum Wasser privatisieren und einen Eintritt von ca. 7 $ verlangen, nur damit man dort dann zusätzlich auch noch konsumieren soll. Das aber auch nur, wenn der Zugang nicht den Hotelgästen vorbehalten bleibt. Es hat nicht mit Geiz zu tun, dass ich das boykottiert habe sondern geht wieder mal ums Prinzip. Kann ja nicht sein, dass hier überall abgezockt wird, wo es nur geht. Das traurige ist, dass die Amis das halt einfach zahlen ohne zu hinterfragen, weshalb die Preise auch jährlich steigen. Ich habe mich also einfach an den 50 m Gratisstrand gemütlich ins Wasser gepflanzt und anschliessend noch mit ein paar Hobbyfischern spanischen Smalltalk betrieben. Leider gab es an der Stelle auch keinen Schatten und so begab ich mich nach 20 Minuten wieder auf die 8 km lange Rückreise mit meinem Vollprofi-Mietfahrrad.

 

Den restlichen Nachmittag hat mir mein Buch und die Hängematte gute Gesellschaft geleistet und nach einem Sprung in den Pool durfte ich erst mal lernen, dass Chlor mit Schweiss und Sonnencreme chemisch reagiert. So war nach den 5 Minuten Abkühlung meine Badehose nicht mehr blau-weiss sondern blau-gelb. Schön, ich hatte sie ja auch schon ein ganzes Mal an gehabt. 

 

Abends hat mich der Hunger dann wieder die Strasse, aus der Tulum mehr oder weniger besteht, lang getrieben auf der Suche nach einem geeigneten Restaurant. Neben dem Rathausplatz wurde ich fündig, als ich ein Restaurant voller Mexikaner sah. Also habe ich mich dort niedergelassen um meinen Magen zu beruhigen und hab kurz zwei Burritos verschlungen. Die schmecken halt einfach gut. 

 

El Grito

 

Nachdem am 16.09. der Tag der Unabhängigkeit in Mexiko gefeiert wird, gibt es am Vorabend den sogenannten “El grito”, oder auch “Grito de dolores”. Dieser imitiert den Schmerzensschrei des Priesters Miguel Hidalgo, der den mexikanischen Unabhängigkeitskrieg einläutete. Heute begibt sich der amtierende Präsident am 15.09. um 23 Uhr auf den Balkon seines Palastes und ruft der versammelten Menge folgende Worte zu:

 

¡Mexicanos!¡Vivan los héroes que nos dieron la patria y libertad!¡Viva Hidalgo!¡Viva Morelos!¡Viva Josefa Ortíz de Dominguez!¡Viva Allende!¡Vivan Aldama y Matamoros!¡Viva la Independencia Nacional!¡Viva México! ¡Viva México! ¡Viva México!
Das wird überall in Mexiko gefeiert mit Musik, Mezcal und Tequila. Fun Fact: Als ich in Mexico City vor dem Palast des Präsidenten war haben bereits einige Leute dort gezeltet, um einen Platz für den Anlass und die auftretende Band zu bekommen. Sieben Tage vorher… Ich bin noch eine Weile durch die Menge spaziert und habe mich dann auf den Rückweg ins Hostel gemacht. 

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