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Teotihuácan

Am vierten Tag meiner Reise hätte ich vermutlich endlich mal ausschlafen können, wenn da nicht der Tagesausflug nach Teotihuácan geplant wäre, für den ich um 6 Uhr aufstehen musste. Für 35 € bzw. 710 Pesos hatte ich mir am Sonntag noch ein Ticket gekauft und so ging es mit dem Shuttlebus und einer nichtssagenden Reisegruppe auf zur Aztekenruinenstadt. Auch wenn die Gruppe mir nicht so getaugt hat, war es umso interessanter, dass unser Guide ein Geschichtsdoktorand aus Oaxaca war, der zur Migration der mexikanischen Kulturen forschte. Somit hatte er viel zu erzählen und ein fundiertes Wissen, auf das er bei unseren Fragen zurückkommen konnte.

 

Teotihuacán ist eine Stadt, die in ihrer Blütezeit ca. 650 nach Christus zwischen 100’000 und 200’000 Menschen beherbergte und damit eine der grössten Städte ihrer Zeit war. Besonders beeindruckend fand ich, dass ca. 90 % der Kulturstätte wieder hergestellt und restauriert wurde und kaum noch aus originalen Bauteilen besteht. Das hat den Grund, dass vor den Archäologischen Ausgrabungen die ansässigen Bauern auf dem Gelände Landwirtschaft betrieben und aus diesem Grund viel zerstörten oder die Steine für ihre eigenen Häuser nutzten. 

 

Warum die Stadt unterging ist nicht bekannt, was vor allem daran liegt, dass die Azteken keine Schrift oder Runen hatten und der Grossteil des heutigen Wissenstands auf Geschichten und Fundstücken beruht. Aus diesem Grund kann auch nicht gesagt werden, wie viele Menschen tatsächlich in Teotihuácan lebten. 

 

Die Stadt besteht aus einer Langen Strasse und vier Regierungsbezirken, die jeweils einer Gottheit gewidmet sind. Enstprechend sind die Skulpturen auch abhängig vom Stadteil unterschiedlich. Die Pyramiden dienten nur den privaten Ritualen und das normale Volk durfte diese nicht besteigen. Wenn man bedenkt, dass der durchschnittliche Einwohner damals nur ca. 1.55 m gross war, wollte da auch keiner freiwillig hoch gehen, denn die Stufen sind ca. 30 - 40 cm hoch, was ziemlich in die Beine gehen kann. Ich für meinen Teil wünsche mir allerdings mehr so Treppen, da das endlich mal eine Schrittlänge für mich war!

 

Öffentliche Rituale und Opfer wurden auf den unteren Altaren abgehandelt, wo jeder die Priester sehen konnte. Denn wenn man unterhalb einer der rund 65 m hohen Pyramiden steht, sieht man genau gar nichts von dem, was da oben passiert. So entschied man sich zum Pöbel herunter zu spazieren und die pulsierenden Herzen der Opfer (teilweise freiwillige und teilweise Gefangene oder Kinder) vor euphorischer Menge aus dem Brustkorb zu reissen und in die Luft zu strecken. Ziemlich verrückt, wenn man das im Kopf hat während man dort ist. 

 

Die Pyramiden sind unterschiedlich hoch, die höchste ca. 65 m und hat eine Fläche wie die Cheopspyramide. Die Pyramiden wurden wie Zwiebeln aufgebaut, denn nach jedem Zyklus des Maya-Kalenders wurde eine neue Schicht drüber gebaut und bunt bemalt. Generell wurde die gesamte Stadt neu bemalt, wenn der Zyklus von vorne begann. Die grossen unterschiede zu den Pyramiden in Ägypten ist vor allem der Neigungswinkel von 45 Grad, was recht flach ist und dass die Pyramiden als Altar und nicht als Grabmal dienten. Hohlräume gibt es in den Pyramiden von Teotihuácan keine, bis auf ein oder zwei Tunnel.

 

Nach der Besichtigung der Ausgrabungsstätte hat der Bus dann noch an einer Tequila und Mezcal-Probe gehalten, wo wir inerhalb von 3 Minuten kurz 5 Shots weg ziehen mussten und anschliessend ging es dann zurück ins Hostel, wo ich gerade dabei bin, die Blogeinträge der letzten Tage nachzuarbeiten. Morgen ist meine Zeit in Mexico City dann vorbei und ich werde weiter Richtung Cancún ziehen. 

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