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Der erste Tag

Die Reise

 

Und das Abenteuer hat begonnen! Nachdem ich vorerst noch 5 Tage auf Kreta verbracht habe und die ägäische Sonne sowie das super angenehme Meer genossen habe, konnte ich mich nach dem stressigen Arbeitsendspurt gebührend erholen. Um 18:45 am 07.09.23 habe ich mich dann schliesslich von meiner Freundin Lena verabschiedet und den ersten Flieger in Düsseldorf genommen. Das Ziel: Mexico City mit Zwischenstopp in Amsterdam Schiphol. Nach sage und schreibe 16.5 Stunden Reisezeit bin ich dann gegen 2:15 Uhr in Mexico City gelandet. Was mich sehr erstaunt hat war, dass die Migration nur knapp 10 Minuten ging, weitere 20 Minuten bis das Gepäck ausgegeben wurde. So schnell bin ich bisher noch in kein Land ausserhalb von Europa eingereist, gerade wenn ich mich an Lombok zurück erinnere, wo es ca. 2.5 h ging, bis ich mein Visum in der Hand halten durfte. Auch ein Uber zu organisieren hat sich überhaupt nicht als Problem dargestellt, da nicht nur der Flughafen, sondern die ganze Innenstadt von Mexico City freies W-Lan zur Verfügung stellt. Mit dem ein oder anderen Verbindungsproblem hat man zwar zu kämpfen, auf der anderen Seite kenne ich keine Stadt in Europa, die ausnahmslos jedem kostenfreie Internetverbindung anbietet. 

 

Nachdem ich die 15-minütige Uber-Fahrt zum Hotel hinter mich gebracht hatte, genehmigte ich mir noch schnell eine kurze Dusche und liess mich sofort ins Bett fallen. Auch wenn ich im Flieger schon die ein oder andere Stunde Schlaf bekommen hatte, war es wichtig noch ein paar Stunden die Augen zu schliessen, um dem Jetlag entgegen zu wirken. Das Hotel war simpel und laut, aber das hat mich vor lauter Müdigkeit nicht gestört. Als ich um 9 Uhr mexikanischer Zeit - das sind 8 Stunden hinter der mitteleuropäischen, sprich 17 Uhr deutscher Zeit - aufgewacht bin, konnte ich kaum erwarten die Stadt bei Tag zu erkunden. Alles was ich bisher gesehen hatte war das Lichtermeer bei der Landung - nein, es ist kein Smog mehr über der Stadt, vor dem mich einige alte Reisehasen gewarnt hatten - und die Autobahn bei Nacht. 

 

Kurzerhand packte ich meine beiden Rucksäcke und bestellte erneut ein Uber zum Hostel, in dem ich die nächsten Tage bleiben werde, denn mein Aufenthalt in Mexico City wird sich auf vier Tage belaufen. Im Hostel angekommen wurde ich warm aufgenommen vom Staff und dem 3-monatigen Hundewelpen “Tequila”, die mich sofort freudig angesprungen und spielerisch gebissen hat. Da hier alle vorziehen spanisch zu sprechen, konnte ich direkt mal ausprobieren, wie weit ich mit meinen seit 2015 nach Costa Rica sehr eingerosteten Sprachkenntnissen noch komme. Und ich kann sagen, dass es für Hostel-Check-Ins, Simkarten-Kauf und Städtetrips allemal noch reicht. Tiefgründigere Gespräche werde ich wohl auf einen späteren Zeitpunkt verlegen müssen, bis mir die ganzen Vokabeln wieder im Kopf sind, aber ich habe ja jetzt sechs Monate Zeit, das wieder auf Vordermann zu bringen. Im Vergleich zu meiner Zeit in Costa Rica damals, in der mir jeder Einheimische auf Englisch antwortete, wenn ich versucht habe auf Spanisch zu kommunizieren, habe ich hier ein wesentlich besseres Gefühl über meinen künftigen Lernprozess. Hier bekommt man das Gefühl, dass die Leute sich freuen, wenn man ihre Sprache spricht, da sie entweder selbst kein Englisch sprechen oder aber es einfach leichter für sie ist bei Spanisch zu bleiben. 

Erkundungstour

 

Nachdem ich mein Zeug im Hostel verstaut hatte, begab ich mich auf eine Walkingtour, die mir einer der Hostelangestellten empfohlen hatte. So schlenderte ich von meiner Unterkunft die Calle Génova entlang zum “Angél de la Independencia”, wo sich ein Polizeiorchester versammelt hatte, um den mexikanischen Unabhängigkeitstag zu zelebrieren. Dieser ist zwar erst am 16. September, aber scheinbar gibt es die Woche vorher immer wieder kleinere Festivitäten. Anschliessend begab ich mich in Richtung “Torre Látinoamerica” am “Palacio de Bellas Artes” vorbei und in Richtung “Catedral Metropolitana”. Meiner Meinung nach eine recht touristische Route entlang der grossen Hauptstrassen, aber um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen gar nicht mal so schlecht. Schockiert hat mich vor allem eine Wand, die inmitten eines grossen Kreisverkehrs stand und auf der hunderte von Personen auf Plakaten mit der Überschrift “desaparecido”, was das spanische Wort für “vermisst” ist, abgebildet waren. Das stand vor allem in krassem Kontrast zum Polizeiaufgebot, das auf den Strassen zu sehen war. Ich glaube in meinem ganzen Leben zusammen bisher nicht viel mehr Polizisten gesehen zu haben, wie an meinem ersten Tag in Mexico City. Von normalen Streifen, über Hilfsposten an gefühlt jeder Ecke bis hin zu Sondereinsatzkommandos mit Sturmgewehren und kugelsicherer Ausrüstung. Insgesamt werden es über 1’000 Polizisten sein, die ich an dem Tag gesehen hatte. Dafür, dass alle immer sagen, wie Unsicher die Stadt ist, fand ich das Polizeiaufgebot wirklich beeindruckend. 

 

Auf dem Weg durch die Strassen genehmigte ich mir noch ein paar Tacos und machte mich dann auf den Rückweg ins Hostel. Bisher ist mein Eindruck der Stadt, dass sie sehr sauber ist und versucht Sicherheit zu vermitteln, auch wenn diese vielleicht nicht unbedingt vorhanden ist. Da ich nur in einer recht touristischen Gegend unterwegs war, kann ich noch nicht sagen, ob das in anderen Stadtteilen ebenfalls gegeben ist. Die Temperaturen sind angenehm, ca. bei 25 Grad und ohne grosse Luftfeuchtigkeit. Man kann also ohne Probleme mit langen Klamotten herum laufen ohne einzugehen. 

Micheladas 

 

Zurück im Hostel habe ich mich ein bisschen in die Lobby gesetzt und meine ersten Reisekontakte geknüpft. In der Unterkunft sind hauptsächlich “digital nomads”, also Reisende, die nebenbei remote arbeiten. Darunter sind Software Ingenieure, Marketing und Consultants. Alles in allem ein bunter Mix mit der grossen Gemeinsamkeit, dass tagsüber keiner Zeit hat etwas zu unternehmen. Ich finde das Konzept zwar interessant, aber könnte mir das auf Dauer nicht vorstellen. Eine junge Frau, mit der ich kurz gesprochen habe hat mir  erzählt, dass sie diesen Lifestyle bereits seit über zehn Jahren lebt. Zehn Jahre, ohne ein festes Zuhause, ohne Kontinuität und ohne einen festen Freundeskreis in der Nähe. Ein anderer hat mir erzählt, dass seine Freundin in Taiwan lebt, ein Land in das er mit brasilianischer Staatsbürgerschaft nicht ohne grossen Aufwand einreisen kann. Alles in allem ist das digital Nomad Leben bestimmt spannend und bringt einen weiter, aber auf Dauer stelle ich es mir sehr anstrengend vor. 

 

Nachdem die ersten Kontakte geknüpft waren, wurde die Hostel eigene Happy Hour eröffnet. Diese bestand vor allem aus Micheladas und Mezcal. Den Mezcal habe ich noch nicht probiert, aber die ulkige Beschreibung von Micheladas wollte ich mir nicht entgehen lassen. Also wurde mir kurzerhand ein solches Getränk zusammen gemischt und es schmeckt (zumindest für mich) wie es klingt. Micheladas bestehen nämlich aus einem Bier mit Limettensaft und um den Rand des Glases wird eine Paste aus Tomatens0sse / Tabasco und Worcester- oder Sojasosse. Nachdem ich das Getränk probiert hatte, musste ich feststellen, dass mich das wohl eher nicht packen wird. Aber ich habe dem ganzen zumindest mal eine Chance gegeben.

Lucha Libre

 

Über einen Arbeitskollegen habe ich den Kontakt zu einer Mexikanerin aus der Hauptstadt bekommen, die mir einige Tipps gegeben hat. Ihr Geheimtipp: Geh zu einem Lucha Libre. Lucha Libre ist ein traditioneller Showkampf, der dem amerikanischen Wrestling ähnelt, und von diesem imitiert wurde. Mittlerweile ist Lucha Libre tief in der Kultur der Mexikaner verankert ist. Der Sport existiert bereits seit den 1930er Jahren und das ganze ist eine riesige Show. Bereits vor der Arena wird laute Musik gespielt, Masken verkauft, Essen (z. B. Tacos und Enchiladas) zubereitet und wie auf einem Basar Tickets verkauft. 

 

Für 300 Pesos, was umgerechnet 15 € entspricht, habe ich mich also eingekauft und meinen Platz gesichert. Das Stadium war bis auf die obersten Ränge ausverkauft. Um 20:30 Uhr ging das ganze dann mit dem ersten Showkampf los. Grundsätzlich ist das alles gestellt, aber die Moves, die die Wrestler darbieten sind teilweise schon sehr eindrücklich und beeindruckend. Von Würfen über Hechtsprünge aus dem Ring auf den Gegner bis hin zu Saltos und Flic Flacs ist alles dabei. Das wichtigste sind jedoch die Kämpfer selber, die zum Grossteil eine Maske tragen, so wie sie auch vor der Arena zu kaufen sind. Das Highlight war der Endkampf, bei dem der Favorit Mistico die Menge für sich begeistern und den Sieg einholen konnte. Die Menge grölt, schreit und flucht ohne gleichen. Bereits im Hostel wurde ich gewarnt, dass viele dort hin gehen, um sich den Frust des Tages aus der Seele zu brüllen. Und ich wurde nicht enttäuscht, auch wenn ich die meisten der Schimpfwörter gar nicht verstanden habe.

 

Nachdem der letzte Kampf gegen 22;30 Uhr dann zu Ende war, lief ich die 1.5 km noch nach Hause und bin erschöpft ins Bett gefallen. Für meinen ersten Tag habe ich bereits viele Eindrücke gesammelt und bin gespant, was als nächstes kommt! Bisher gefällt mir Mexiko aber sehr gut!

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